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Experten-Workshop "Freiwilligen Selbstverpflichtungen in der Wohnungswirtschaft im Sonne des Nationalen Integrationsplans"

Rassistische Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt ist leider nach wie vor ein aktuelles Thema. Dies zeigt auch die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes veröffentliche Testing-Untersuchung zu Strategien zum Nachweis rassistischer Diskriminierungen, bei der der Planerladen e.V. begleitend mitgewirkt hat.

Das Instrument der freiwilligen Selbstverpflichtungen

Ein Mittel für einen diskriminierungsfreien Umgang sind die im Nationalen Integrationsplan von der Bundesregierung 2007 benannten „freiwilligen Selbstverpflichtungen“, die dort als ein unverzichtbares Umsetzungsinstrument bezeichnet werden. Ansätze dafür werden insbesondere bei öffentlichen Gebietskörperschaften benannt. Während im Bereich der Wohlfahrtsverbände ebenfalls vielfältige Ansätze für Selbstverpflichtungen entwickelt wurden, finden sich bei den wohnungswirtschaftlichen Akteuren diesbezüglich fast ausschließlich auf der Ebene der jeweiligen Spitzenverbände entsprechende Hinweise mit allerdings eher abstrakten Einlassungen. Dies steht wiederum in einem auffälligen Kontrast zu den regional-lokal mitunter sehr differenzierten integrationsrelevanten Aktivitäten und Projekten einzelner Wohnungsunternehmen. 

Expertenworkshop des Planerladen e.V.

Um sich diesem Instrument zu nähern, hat der Planerladen e.V. gemeinsam mit der Stadt Dortmund zu einem überregional besetzten Workshop mit Expert/innen aus der Wohnungswirtschaft, der Forschung, der Verwaltung sowie der Zivilgesellschaft am 19. April 2013 ins Dortmunder Rathaus eingeladen. Dort wurde gemeinsam erörtert, welche Strategien geeignet sind, um Zugangsbarrieren und damit der Segregation im Wohnbereich entgegenzuwirken und welchen Beitrag dabei freiwillige Selbstverpflichtungen auch im Bereich der Wohnungswirtschaft leisten können. Einerseits wurde diskutiert, auf welche Barrieren Migrant/innen bei der Wohnungssuche stoßen, andererseits wurden konkrete Lösungsansätze und best-practice-Beispiele erörtert.

Best-practice-Beispiele

Beispielsweise hat das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW zusammen mit Partnern aus der Wohnungswirtschaft 2013 ein Bündnis für ein bezahlbares, generationengerechtes und energieeffizientes Wohnen gegründet, das um den Aspekt der Herstellung von mehr Inklusivität auf dem Wohnungsmarkt auch für Zuwander/innen erweitert werden könnte. Zu den positiven Beispielen zählt auch die Stadt Nürnberg zusammen mit der Nürnberger Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, die einen 10-Punkte-Aktionsplan für Chancengleichheit auf dem Wohnungsmarkt mit Leitlinien und Verhaltenscodizes zu Vermietung und Verkauf von Wohnraum erstellt haben. Ziel der Münsteraner Erklärung „Gutes Wohnen – guter Start“ ist wiederum die Unterbringung von Neuzugewanderten (im Fokus v.a. Spätaussiedler/innen) in integrierten Lagen.

Die Stadt Dortmund sowie weitere Dortmunder Unternehmen setzen mit der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt ein Zeichen für Diversität als Chance für Unternehmen und Verbände. Mit Wohnungsunternehmen schließt die Stadt Dortmund Kooperationsvereinbarungen über die Wohnraumversorgung z.B. zum Erhalt bzw. zur Verbesserung der Sozial- und Bevölkerungsstrukturen („Der Dortmunder Weg“). Zu den Vorbildern in Dortmund gehören auch die privaten Wohnungseigentümer/innen, die das Siegel von Planerladen e.V. und Mieterverein Dortmund und Umgebung tragen und damit für eine herkunftsunabhängige Gleichbehandlung bei der Vermietung ihrer Immobilien stehen. Jüngstes Beispiel für eine freiwillige Selbstverpflichtung ist eine Plakat- und Postkartenkampagne „Dortmund wohnt bunt“ von fünf großen Dortmunder Wohnungsunternehmen. Ähnliche Imagekampagnen gab es bereits von der GEWOBA in Bremen oder der wbg Nürnberg.

Strategien zum Abbau von Zugangsbarrieren

In der Diskussion wurden bspw. die interkulturelle Öffnung und Schulungen von Wohnungsmarktakteuren ebenso wie die Sensibilisierung und Aktivierung von Einzeleigentümer/innen benannt. Zu einem Verständnis von Zukunftsfähigkeit gehört auch dazu, Integration und Antidiskriminierung zur Chefsache zu machen, denn es bedarf Vorreitern in verantwortlicher Position, um ein Thema voranzubringen.

Angeregt wurde der Transfer von Best-Practice-Ansätzen wie Runde Tische, das Berliner Pilotprojekt „Anonyme Bewerbungen“ oder die ressortübergreifende Zusammenarbeit von Verwaltungs- und Politikbereichen wie Wohnen, Integration und Stadtentwicklung z.B. in der Verknüpfung von Masterplänen (Integration und Wohnen wie in Dortmund) ebenso wie die Förderung von Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund in potenziellen Gatekeeperpositionen. Speziell für Dortmund wären bspw. insbesondere mit Blick auf die Neuzuwanderung aus Südosteuropa Wohnmodellprojekte in Zusammenarbeit mit den Wohnungsunternehmen wünschenswert. In Berlin z.B. werden Neuzugewanderte aktiv in die Umsetzung eingebunden, um so Beschäftigungs- und Wohnprobleme gleichzeitig anzugehen sowie menschenwürdiges Leben und Integration zu fördern. Denn die positive Anstoßwirkung von Beispielen gelingender Integration entfaltet in der Regel die größte Überzeugungskraft in der Stadtgesellschaft und trägt – wenn sie entsprechend kommuniziert wird – am ehesten zur Überwindung der auch im Bereich der wohnungswirtschaftlichen Akteure teilweise noch vorhandenen Skepsis und Vorbehalte gegenüber Zugewanderten bei. Selbstverpflichtungen bei den einzelnen Wohnungsunternehmen, die ein Bekenntnis beinhalten, sich den Herausforderungen von Vielfalt zu stellen und aktiv die Chancen der Zuwanderung zu nutzen, können einer solchen Entwicklung den Weg bereiten.

Dokumentation erhältlich

Für den sehr erfolgreich verlaufenen Workshop wurde ein ausführlicher Ergebnisbericht erstellt, der beim Planerladen e.V. (-> per E-Mail oder telefonisch unter 0231/8820700) bezogen werden.

-> Hier geht es zu den Veröffentlichungen des Planerladen e.V.